5 Tipps für mehr Erfolg auf YouTube

Wie “Die Frage” eine Community mit mehr als 500.000 Abonnent:innen aufgebaut hat

Das Team von „Die Frage“ hatte Ende 2020 einen guten Grund zu feiern — der Kanal aus dem funk-Netzwerk hat auf YouTube eine neue Marke geknackt: Mehr als eine halbe Million Menschen haben auf den Abo-Button gedrückt. Florian Meyer-Hawranek und Frank Seibert über fünf Erfahrungen, die das Team auf dem Weg dahin mitgenommen hat.

Es ist schon eine beeindruckende Zahl für uns: Über eine halbe Million Menschen sind so sehr an unseren Inhalten interessiert, dass sie unseren Kanal abonniert haben. 2020 haben wir die Marke von 500.000 überschritten. Und die Community wächst erfreulicherweise auch danach stetig — nicht nur auf YouTube sondern auch auf Facebook (mehr als 250.000 Abos) und Instagram.

“Die Frage”, produziert von PULS vom Bayerischen Rundfunk für funk, das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, hat 2020 einiges ausprobiert und will hier ein paar Learnings teilen:

1. Bezieht die Community aktiv mit ein.
Unsere Arbeit beginnt nicht auf Dreh und endet nicht mit der Veröffentlichung eines Videos: Die Frage ist ein fortlaufendes Experiment. Wir bezeichnen unseren Kanal als „Community-Format“: Bevor wir anfangen, eine Themen-Reihe zu planen, fragen wir zuallererst unsere Follower:innen und Abonnent:innen: Welche Erfahrungen haben sie selbst gemacht? Und: Wären sie bereit, diese auch mit uns und der Welt zu teilen? So stoßen wir auf Menschen und deren Geschichten, die wir nur sehr schwer anders hätten recherchieren können.

Das beste Beispiel aus diesem Jahr: Tatjana, die sich für unsere Reihe „Wie gehen wir mit Schuld um?“ gemeldet hat. Die junge Frau hat einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem zwei Menschen gestorben sind. Wir haben sie an die Unfallstelle begleitet und mit ihr darüber gesprochen, was die Situation in ihr ausgelöst hat. Das Video hat sich wahnsinnig schnell verbreitet und hat mittlerweile mehr als zwei Millionen Aufrufe auf YouTube — auf Facebook sogar mehr als sechs Millionen.

2. Bleibt an Protagnonist:innen langfristig dran.
Seit vergangenem Jahr fragen wir aktiv regelmäßig bei unseren Protagonist:innen nach, was nach dem Dreh passiert ist: Hat sich deren Situation verändert? Hat das Video etwas ausgelöst? Wenn wir das Gefühl haben, da hat sich was getan und das würde auch unsere Community interessieren, dann treffen wir den- oder diejenige noch einmal.

Beispiel hierfür: Orinta — die wir etwa drei Jahre zuvor für die Reihe „Darf ich für Sex bezahlen?“ getroffen haben. Im „Update“-Video spricht sie darüber, wieso sie aus der Prostitution ausgestiegen ist. Für uns interessante Nebeneffekte dieser „Follow-Ups“: Die Drehs sind meist knapp und gut zu planen — und wir können so neue User:innen auf ein altes Video lenken, auf das sie sonst vielleicht nicht gestoßen wären.

3. Experimentiert mit dem Format — es lohnt sich.
Wir sind ein Reportage-Format: Für gewöhnlich erleben wir etwas gemeinsam mit unseren Protagonist:innen oder lassen uns etwas einfallen, um das, was uns Personen erzählen, auch im Nachhinein möglichst erlebbar darzustellen. Für unsere Reihe „Wie gehen wir mit Schuld um?“ haben wir allerdings mal etwas ganz Anderes ausprobiert! Ein interaktives Experiment.

Gemeinsam mit zwei Schauspielern haben wir im Deutschen Theater einen echten Fall nachspielen lassen, bei dem ein Mann einen anderen im Streit mit einem Messer ersticht. Die User:innen sollten am Ende der Folge entscheiden, welches Urteil gerecht ist. Dazu haben wir zwei mögliche Varianten mit unterschiedlichem Strafmaß verlinkt.

Dieses Experiment hat uns allein deshalb herausgefordert, weil wir plötzlich ein Drehbuch ausarbeiten und Schauspieler anleiten mussten — eine für uns völlig neue Erfahrung. Eine Arbeit, die sich gelohnt hat! Das Feedback war extrem positiv — viele hat es begeistert, dass sie sich eigene Gedanken machen und aktiv entscheiden konnten.

4. Passt die Thumbnails an — auch im Nachhinein.
Ein Thumbnail, also das Vorschaubild unseres Videos, ist in der Regel das Erste, das den User:innen ins Auge sticht. Es soll Neugier hervorrufen, das Thema möglichst klarmachen, ansprechend aussehen und gleichzeitig nicht überfordern. Und weil es für uns so eine Art Aushängeschild des Kanals ist, haben wir unsere Thumbnails einem ausgiebigen Test unterzogen.

Wir haben mit einem A/B-Tool gearbeitet, dass es ermöglicht hat, für eine Folge immer zwei Bilder bereitzustellen, die abwechselnd angezeigt wurden. Über einen längeren Zeitraum haben wir also beobachtet, welche Thumbnails gut für unseren Kanal sind — und welche weniger gut funktionieren. Nach diesem Test haben wir uns deshalb entschieden, unser Layout zu verändern und einen gelb eingefärbten Hintergrund als Wiedererkennung einzubauen.

Außerdem haben wir so gelernt, dass es manchmal mehrere Thumbnails braucht, um ein Video bestmöglich zu bewerben. Wenn ein Vorschaubild nicht optimal funktioniert, versuchen wir jetzt möglichst schnell nach der Veröffentlichung darauf zu reagieren und tauschen gegebenenfalls das Motiv aus oder passen den Text an.

5. Arbeitet zusammen — Kooperationen im funk-Netzwerk haben bei uns richtig gut funktioniert.
„Die Frage“ ist Teil von funk — und damit auch Teil eines Netzwerkes. Zweck ist damit auch eine sinnvolle Verknüpfung zu anderen Kanälen herzustellen. Besonders gut ist uns das mit unserer Folge „Oben ohne: Wer darf wie nackt sein?“ gelungen — die wir für die Reihe „Wie nackt dürfen wir uns zeigen?“ gedreht haben. Darin trifft unser Reporter Frank Maria die Reporterin eines anderen funk-Kanals (Auf Klo), an der Isar zum Sonnenbaden. Beide ziehen ihre Shirts aus und fragen sich und andere in ihrer Umgebung: Wieso ist es bei Männern so normal, dass sie oberkörperfrei am See, im Schwimmbad oder eben an der Isar sind — während Frauen eher selten ihr Oberteil ausziehen?

Das Video hat eine kontroverse Diskussion ausgelöst — was wir als Erfolg verbuchen. Frage-Reporter Frank allein hätte sich dem Thema nicht so nähern können — denn es war unbedingt notwendig, für diesen Film die weibliche Perspektive miteinzubeziehen. Und allein dafür war die Kooperation ein echter Mehrwert!

Die Frage und ihr Erfolg sind Team-Arbeit! Beteiligt sind u.a. Reporter: Frank Seibert, Autor:innen: Teresa Fries, Michael Bartlewski, Bianca Taube, Produktion: Robert Stöger, Markus Valley, Channel Management: Samira Schütz, Kim Stoppert, Sarah Sliwa, Katharina Geschier, Redaktion: Florian Meyer-Hawranek, Koordination & Beratung: Patrick Abele, Leitung: Nadine Ulrich.

Der Artikel ist ein Crosspost des BR Next Medium-Kanals.

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